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Die Ursache ihres Abfalls lag darin, dass es Friedrich nicht gelungen war, ein Beamtenpersonal zu schaffen, wie das sicilische, welches ihm als Muster vorschwebte. Die normannischen Beamten waren, aus den Städten selbst rekrutirt, mit den Interessen der Bürgerschaft vertraut. Die deutschen Ministerialen dagegen, denen Friedrich die Verwaltung der lombardischen Städte anvertraute, mochten in der in Deutschland herrschenden Gutswirthschaft wohl bewandert sein, von den Bedürfnissen des Handels und der Industrie verstanden sie nichts: als rohe, ungeschlachte Gesellen mussten sie den verfeinerten Italienern erscheinen. Vor allem aber hat es Friedrich selbst versäumt, die intensive Arbeit auf die Aufgaben der neuen Cultur zu verwenden, wie es von dem Normannen Roger II. gerühmt wird, welcher die Technik seines Staates gleichsam wissenschaftlich studirte. Friedrich glaubte mit den ihm von Deutschland her geläufigen Begriffen auskommen zu können. Er betrachtete seine italienischen Beamten als seine Vertrauensleute, verliess sich auf ihre Treue, die Grundlage der älteren deutschen Amtspflicht, und glaubte daher specieller Instructionen entbehren zu können; er konnte sich nicht dazu entschliessen, sich zu ihnen auf einen gleichsam geschäftlichen Fuss zu stellen, wie es namentlich in den Normannenstaaten, in Sicilien und in England üblich geworden war. Eine solche peinliche Ueberwachung aber bildete bei den gesteigerten Versuchungen des geldwirthschaftlichen Betriebes die Voraussetzung der Brauchbarkeit des Beamtenthums.

So ist aus dem Gegensatz der deutschen und der italienischen Cultur der nationale Gegensatz erwachsen, auf die Herrschaft Friedrich’s in Italien fiel der Fluch der Fremdherrschaft.

Im Konstanzer Frieden blieb nur noch eine nominelle Hoheit über den Lombardenbund, welcher in Tributzahlungen der Städte zum Ausdruck kam.

Was Friedrich in Italien vergeblich erstrebt hatte, hoffte er in Deutschland zu erreichen. Als er aber hier mit italienischem Gelde ein königliches Domanialgebiet zu erwerben versuchte, musste er sich mit den Mitteln begnügen, welche ihm die deutsche Cultur darbot: an die Organisation eines geldwirthschaftlichen Beamtenstaates konnte er nicht denken; er musste seine Herrschaften

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_338.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)