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Grosseteste noch weniger systematisch als er wirklich war. Freilich handelte Robert als Greis nicht im Einklang mit seinen früheren Ansichten von Roms schrankenloser Macht, auch im Besonderen über die Pfründen aller Kirchen; wohl durfte, wer Friedrich II. (den Verfasser ganz papistisch beurtheilt) abgesetzt, nicht hinterher die Kriegspolitik der Curie tadeln und wer strengste Hierarchie nach unten übte, sich nicht der Beaufsichtigung durch den Metropoliten widersetzen. Längst ist Grosseteste des Verdachtes entledigt, Luther oder Wicliff vorbereitet zu haben; zum Reformator fehlt ihm doch die Grösse des Angriffsgegenstandes: nicht etwa das Papstthum hält er für unevangelisch, sondern den zeitigen Rath des Papstes für zufällig missleitet – dieselbe Formel, deren sich beginnende Opponenten in scheuer Ehrfurcht vor einer geheiligten Einrichtung oft bedienen, ohne dass sie später immer vor offenem Widerstand zurückschrecken. Verfasser erklärt mit Recht die Nachrichten des Matheus Paris über heftige Verfolgung Grosseteste’s durch Rom für unhistorisch: die Schwäche der Curie, Roberts grosses Ansehen und sein baldiger Tod mussten jeden offenen Kampf gegen ihn und sein Vorgehen widerrathen. Müssige Frage, was sonst erfolgt wäre, wenn das Evangelium, auf das sich Grosseteste berufen hatte, schon damals in Gegensatz zum Papstthum selbst gestellt worden wäre! Werthlos aber dürfen des Matheus Anekdoten nicht gescholten werden: aus ihnen erklingt der Beifall, den fromm kirchliche, aber zugleich patriotische Engländer dem Bischof zollten, selbst solche, die Mönche des eximirten, dem visitirenden Diöcesan feindlichen, St. Albans waren[1].

F. Liebermann.     



  1. Verfasser befleissigt sich im Ganzen eines guten Styls und bringt aus einstiger Stellung als (katholischer) Professor des Ushaw College in der Grafschaft Durham Verständniss für die englischen Namen heim; im Einzelnen lies S. 6 zurückrief für „umrief“; Lebewohl für „Adieu“; 52 (24) Orden für „Mönche“; 9. 62 St. Davids für „Menevia“; 16 streiche „oder Wallis“; 16 (30 f.) vertausche „Lindsey“ mit „Lincoln“; 24 stammt „scot“ nicht von „schottisch“, sondern von ags. scot, d. i. Schoss, Einlage.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_186.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)