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9. Lucca 1369. Endlich gab Karl IV. 1369 der Stadt Lucca ein solches Privileg. Die Urkunde stimmt in der Einleitung fast wörtlich mit der für Siena überein, hat dann aber im Sprachgebrauch manches Besondere[1]. Für studium generale hat sie den volleren Ausdruck studium generale et universale. Die Facultäten zählt sie so auf: in jure canonico et civili, notaria, loica et philosophia, medicina, astrologia et in omnibus artibus liberalibus ac aliis quibuscunque scientiis et facultatibus approbatis. Wenn er die Theologie durch diese Formel nur im Allgemeinen einschloss, sie aber nicht besonders erwähnte, so lag das wohl daran, dass die Stadt die Absicht hatte, die Theologie den Klosterschulen zu überlassen. Hätte die Theologie als Facultät geblüht, so würde Urban VI. sie schwerlich ausgeschlossen haben, als er der Stadt 1387 auf ihre Bitte ebenfalls einen Stiftungsbrief gewährte.

Von Karls IV. Nachfolgern Wenzel und Ruprecht[2] ist kein Stiftungsbrief ausgestellt worden, aber der Herzog von Mailand erliess 1398 den Stiftungsbrief für Piacenza mit so ausdrücklicher Berufung auf die ihm von König Wenzel verliehene Autorität, dass diese Universität doch mit zu den durch kaiserliche Autorität gegründeten zu rechnen ist[3].

10. Turin 1412. Von Sigismund haben wir endlich einen kaiserlichen Stiftungsbrief für Turin. Ludwig von Savoyen hatte 1405 auf Grund eines päpstlichen Stiftungsbriefs in Turin

    und theilt auch S. 470 f. die Bestätigung Clemens VII. mit. Bemerkenswerth ist, dass die Professoren von der Stadt berufen werden und die Promotionen unter Vorsitz des Rectors universitatis ejusdem studii vorgenommen werden sollten.

  1. Gedruckt bei Baluze, Miscellanea ed. Mansi (Lucae 1764, IV, 184).
  2. Die Behauptung, Ruprecht habe für Leipzig ein Privileg erlassen, ist schon früh widerlegt worden.
  3. Muratori Scriptores XX, 936. Die Urkunde enthält abweichend von anderen eine längere an die humanistische Strömung der Zeit erinnernde Erörterung über den Werth der Wissenschaft und die Pflicht der Fürsten, für sie zu sorgen, die sich doch von den dem Inhalt nach ähnlichen Ausführungen anderer Stiftungsbriefe merklich unterscheidet. Sie schliesst mit einem Hinweise auf die Gründung von Universitäten in den übrigen Ländern, der allerdings nicht in der gleichen Form in Wladislaus Stiftungsbrief für Krakau von 1400 (Cod. diplom. Cracov. I, 26) wiederkehrt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_129.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2022)