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Ende gemacht, sein Nachfolger Honorius war nicht der Mann darnach, sie durchzuführen.

Allerdings hat Honorius gegen die Wahl Heinrichs zum deutschen König Einwendungen erhoben, aber doch nur schüchtern, wie einer, der etwas fordert, wozu er kein Recht hat[1]. Er hat seinen Widerspruch immer damit begründet, dass er durch die Wahl Heinrichs die Selbständigkeit Siciliens gegenüber dem Kaiserreiche bedroht sehe, und Friedrich hat sich immer nur gegen den Vorwurf vertheidigt, dass er Sicilien dem Kaiserreiche einverleiben wolle[2].

Betrachten wir jetzt noch einmal den viel erörterten Bericht Friedrichs über die Wahl Heinrichs an den Papst Honorius. Nach den vorstehenden Erörterungen lässt sich bei Friedrich ein Interesse an der verlogenen Entstellung der Thatsachen[3] nicht entdecken, wie es Böhmer und Ficker voraussetzen. Friedrich brauchte sich der Wahl seines Sohnes nicht zu schämen, sie verstiess weder formell noch materiell gegen ein Versprechen, welches er der Curie gegeben hatte[4]. Allerdings wusste Friedrich sehr gut, dass mit dieser Wahl der Curie kein Gefallen geschah, und

  1. Vergl. die Instruction an seinen Gesandten M. G. L. II, 242 und Rodenberg Epp. 103, Nr. 144. Expresse auribus regiis inculcantes, quod videtur contra promissa et privilegia sua manifeste venire, cum filium suum coronatum in regem Siciliae in Romanorum regem eligi procuravit.
  2. So im Mai 1219, Böhmer-Ficker 1014. Theiner Codex Scri dominii I, 50. Ebenso in dem p. 115 Note 1 citirten Briefe; vielleicht ist auch hier statt super vitanda regni atque imperii unione (Rodenberg schreibt irrthümlich et imperii) ad imperium unione zu lesen.
  3. Der Vorwurf der Lügenhaftigkeit würde übrigens in gleichem Masse Friedrichs Kanzler, den Bischof von Metz treffen, dessen Bericht in allen Punkten die Darstellung des Kaisers bestätigt, vergl. Rodenberg, Epp. selectae p. 92, Nr. 127.
  4. Ich habe schon erwähnt, dass Friedrich in diesem Briefe zugibt, sich früher thatsächlich für die Wahl seines Sohnes bemüht zu haben. Man wäre fast versucht anzunehmen, dass Friedrich nachher dem Papste versprochen habe, keine weiteren Bemühungen (ampliorem curam) auf die Wahl Heinrichs zu verwenden. Aber dann würde sich der Papst auf solche specielle Versprechungen berufen haben, und nicht auf die ihm selbst zweifelhafte Behauptung zurückgekommen sein, dass die Erhebung Heinrichs zum König von Sicilien an und für sich seine Wahl zum deutschen König ausgeschlossen habe. – Auf die Quellen, welche von den Bemühungen Friedrichs um die Wahl Heinrichs berichten, ist kein Werth zu legen. Sie unterscheiden nicht die verschiedenen Stadien des Vorganges.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_116.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)