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einen neuen Begriff von der Trennung der beiden Reiche herausgefunden, welcher ihm ermöglicht, seine früheren Versprechungen dem Wortlaut nach zu erfüllen, während er sie thatsächlich bricht? So sollte man glauben, wenn man die Urkunde betrachtet, welche Friedrich unmittelbar vor seiner Kaiserkrönung dem Papste ausstellte: sie versichert aufs feierlichste die Trennung Siciliens vom Kaiserreiche; diese Trennung soll darin ihren Ausdruck finden, dass für Sicilien besondere Beamte aus dem Königreiche selbst angestellt werden, und dass Sicilien ein eigenes Siegel führt. Damit also glaubte Friedrich die Zusicherung zu erfüllen, die er Innocenz und später Honorius gegeben hatte! Eine äusserliche Trennung der Verwaltung soll an die Stelle jener absoluten Trennung treten, von der die früheren Urkunden Friedrichs gesprochen hatten. Und wie verhielt es sich mit dem Versprechen, dass Heinrich nach erfolgter Kaiserkrönung seines Vaters in die selbständige Regierung von Sicilien eingesetzt werden sollte? Allerdings hatte Friedrich, als er dieses Versprechen Honorius gegenüber wiederholte, der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass er bei einer Zusammenkunft mit dem Papste für sich persönlich das Recht zur Regierung Siciliens erwirken werde. Hat Friedrich dieses Zugeständniss von Honorius erlangt? Wir hören nichts mehr von dem Plan einer Ueberlassung Siciliens an Heinrich, aber wir wissen auch nicht, dass die Curie jemals an dieses Versprechen gemahnt hätte, Honorius selbst nennt Friedrich bald nach der Kaiserkrönung „imperator et rex Siciliae“[1].

Im Ganzen haben wir den Eindruck, dass Friedrich einen diplomatischen Sieg über die Curie nicht gerade lauteren Mitteln zu danken hatte.

Dies ist, abgesehen von geringen Abweichungen im Einzelnen, der Verlauf der Verhandlungen über die sicilische Frage nach der Auffassung von Böhmer, Huillard-Bréholles, Schirrmacher, Berthold, Nitzsch, Lorenz und Ficker.

Einen Grund zur Rechtfertigung Friedrichs finden Schirrmacher, Nitzsch[2] und Lorenz[3] darin, dass Friedrich die Curie

    auch Schirrmacher I, p. 119, der zweifelhaft ist, ob er in dem Schreiben Friedrichs „kalte Ironie“ finden soll.

  1. Am 11. December 1220 Potthast 6434 (Huillard-Bréholles II,80).
  2. Stauff. Studien. Histor. Zeitschr. III, p. 377.
  3. Histor. Zeitschr. XI, p. 328.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_101.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)