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die des Jesaja und Hosea     –     erste Olympiade,
Wiederherstellung des Tempels     –     das zweite Regierungsjahr des Darius,
Christi Predigt     –     das fünfzehnte Regierungsjahr des Tiberius.

Von diesen Punkten aus berechnet er noch einige dazwischen liegende Hauptdaten, sowie die wesentlichsten Daten der wichtigsten Culturreiche, und entwirft darnach seine weltgeschichtliche Chronik, oder vielmehr seine synchronistische Tabelle (κανών χρονικός nennt er’s selbst) von der Geburt Abrahams bis zum Jahre 325 n. Chr. Die biblische Geschichte von der Weltschöpfung bis zu Abraham schliesst er von dem Kanon aus, weil sich in diesem Zeitraum keine gentilis historia finde; er behandelt dieselbe kurz im Exordium. Am Rande zählt er die Jahre fortlaufend von der Geburt Abrahams an, und zwar in Dekaden; an den erwähnten Haltpunkten gibt er jedesmal summarisch an, wieviel Jahre von Abraham an und auch wieviel von einem Haltpunkt zum anderen verflossen sind. Hieronymus behielt in seiner bearbeitenden Uebersetzung und Fortführung des Kanon bis 378 diese Grundlage ganz bei und führte dieselbe so in die lateinische Literaturwelt ein. Augustin hob in seinen verschiedenen Werken[1] auf dieser gegebenen Grundlage einige andere Eintheilungspunkte heraus, die er dem Evangelium Matthaei 1, 17 entnahm, wo es heisst: Alle Glieder von Abraham bis David sind vierzehn Glieder, von David bis auf die babylonische Gefangenschaft sind vierzehn Glieder, von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christum sind vierzehn Glieder. Und zwar so, dass er diese Zeiträume je als eine Aetas auffasste und durch Hinzufügung von noch drei Aetates zu den aus dem Evangelisten entnommenen im Ganzen sechs Aetates der Geschichte gewann, die er bald mit den sechs menschlichen Lebensaltern, bald mit den sechs Schöpfungstagen verglich[2]:

1. Aetas von Adam bis Noah,
2. Aetas von Noah bis Abraham,

  1. Z. B. in De civitate dei, Buch 22, cap. 20, und an zahlreichen anderen Stellen, welche aufzählt H. Hertzberg, in Forschungen zur deutschen Geschichte 1875, Band 15, S. 329, Note 2.
  2. Ueber die bildliche Auffassung des Begriffes Aetas handelt O. Lorenz l. c. S. 233 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_063.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)