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Um die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, wurde in dem alsbald eröffneten Parlamente die Stellung der protestantischen Kirche gesetzlich geregelt und, etwas später, die Abhaltung des katholischen Gottesdienstes aufs strengste verpönt[1]. Maria Stuart, die eifrige Katholikin, gab zu allem ihre Zustimmung; ja ihre Trauung mit Bothwell erfolgte nach calvinschem Ritus. Was nichts auf der Welt über sie vermocht hätte, bewirkte die Macht der Liebe oder die Furcht vor drohenden Entdeckungen.

Um den Eheschluss mit dem Geliebten zu beschleunigen, oder unvermeidlich erscheinen zu lassen, war Maria Stuart damit einverstanden, dass Bothwell sie nach Dunbar entführe und so den Schein hervorrufe, als nehme sie ihn gezwungen zum Gemahl, als könne sie, um ihre Ehre zu retten, sich nicht anders helfen. James Melville, der bei dem Acte der Entführung gegenwärtig war, stellt es in seinen Memoiren ausser Zweifel, dass die Königin, nach ihrem Betragen in dem Falle zu urtheilen, weder überrascht, noch überwältigt wurde; ihm gegenüber machte man kein Hehl daraus, und er verzeichnet dies, ohne es in Abrede zu stellen, dass ihr nur geschehe, was von ihr mit Bothwell vereinbart worden. In eben dem Sinne sprach sich der katholische Vertrauensmann aus, welcher de Silva, den spanischen Botschafter in London, mit Nachrichten aus Schottland bediente[2], und derselben Ueberzeugung war man auch am französischen Hofe[3]. Der Versuch, diesen Aussagen mit dem Einwand zu begegnen, dass die Entführung bei Foulbriggs oder Fountainbridge,

  1. D. Burton, Register a. a. O. I, 513.
  2. Froude IX, 64.
  3. Dep. Giov. Correr im Ven. Arch. Paris 30. Mai 1567: Altri all’ incontro dicono che ’l sforzo fosse volontario concertato da ella per fuggire in qualche parte il biasimo che di questo matrimonio le devrà seguire. – ib. 25. Juni: La Regina di Scotia ha mandato a queste Maestà il vescovo Domblanense il quale con una lunga diceria principiando dal nascimento di essa Regina… mostrò che la sua vita è stata sempre accompagnata da una instabile et dubiosa fortuna… concludendo in fine che anco questo matrimonio fatto all’ Ugonotta sia stato più tosto destino et necessità che propria ellezione. La iscusa fù sentita, ma da sue Maestà bene informate del fatto poco accettata, perche male si può attribuire a forza quello in che tanto apertamente è concorsa una spontanea volontà et premeditata deliberazione.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_056.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)