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dort und verabschiedete die Frati godenti. Der Brief vom 27. December beweist aber, dass er doch nichts von allem dem, was er wünschte, erreicht hatte. Da die Frati, vom Papste aufgegeben, beim Volke keinen Rückhalt hatten, legten sie ihr Amt in den letzten Tagen des Decembers nieder[1], als der von den Florentinern selbst berufene Podestà Ormanno de’ Monaldeschi und der Volkshauptmann P. Bernardini von Orvieto angekommen waren. Das reizte den Zorn des Papstes so sehr, dass er die Stadt excommunicirte und Karl von Anjou aufforderte, Truppen nach Tuscien zu senden. Florenz liess sich zwar dadurch nicht schrecken und forderte im Januar 1267 Guelfen und Ghibellinen auf, in die Stadt zurückzukehren. Das geschah. Versöhnungsfeste wurden jetzt zwischen den Parteien gefeiert und Ehen zwischen Familien abgeschlossen, die schon Menschenalter lang die Stadt mit ihren Kämpfen erfüllt hatten. Aber dieser patriotische Enthusiasmus konnte nicht von langer Dauer sein. War auch Guido Novello in die Stadt zurückgekehrt und hatte seine Tochter dem Forese Adimari zum Weib gegeben, sein Vetter Guido Guerra kehrte mit den fanatischsten Guelfen von Lucca nicht zurück.

Diese wollten nichts von Versöhnung mit den Ghibellinen, sondern nur von deren Vertilgung hören. Sie wussten, dass sie mächtige Freunde in Rom und Neapel hatten. Es war kaum nöthig, dass der Papst sie ermahnte, neben der Taubeneinfalt nicht der Klugheit der Schlangen zu vergessen[2]. Wodurch man bei Karl von Anjou am besten wirke, hatte man in Unteritalien selbst erlebt. Auf die Kunde, dass er in Rom angelangt sei, rafften die Guelfen in Lucca zusammen, was sie an Geld und Geldeswerth noch hatten und sendeten es an Karl, damit er ihnen einige hundert Söldner zur Unterwerfung ihrer Vaterstadt ablasse. Dazu war Karl jetzt um so eher bereit, als Pisa sich dem Papste ganz unterworfen hatte und Nachrichten nach Rom gekommen waren, die von Verhandlungen zwischen Guido Novello und dem Sohne Konrads IV. berichteten. Karl von Anjou beauftragte einen seiner zuverlässigsten Heerführer, den Grafen Philipp[3] von Montfort, dem er den Juristen Robert

  1. Der Papst adressirt noch am 27. December an sie.
  2. Martène, Thesaurus II, 441.
  3. Die florentiner Chronisten und alle Neueren, die sich auf diese
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_047.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)