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Podestà der Pesamigola erfreuten, eröffnen wollte, stellte er die Orthodoxen als die von den Ketzern Bedrohten dar und sammelte zu ihrem Schutze eine Leibgarde der Gläubigen um sich. Der hl. Peter von Verona hatte durch seine Predigten die Massen des Volkes genügend dazu aufgeregt. Er theilte seine Schaaren, um sie besser zur Hand zu haben, in 12 Compagnien und stellte an die Spitze derselben je einen Capitän mit Fahnenträger. So vortrefflich bewährte sich diese Organisation dieser Duodici di Sta. Maria, dass die Ketzer mit sammt dem Podestà in zwei blutigen Strassenkämpfen geschlagen wurden.

Das hatte das Volk noch nicht vergessen, als 1250 die Unzufriedenheit über die Verwaltung der Stadt durch das ghibellinische Stadtregiment, das immer nur Steuern für die Rüstungen des Kaisers auflegen musste, in demselben Masse wuchs, als das kaiserliche Ansehen in Oberitalien zusammenschwand. Der Kaiser selbst weilte scheinbar unthätig im fernen Apulien, sein heldenhafter Sohn, der König Enzio, war von den Bolognesen gefangen, Friedrich von Antiochien, der im Sommer 1250 noch in Florenz anwesend gewesen war, um den Kampf gegen die vertriebenen Guelfen zu beleben und die Heeresrüstungen zu beschleunigen[1], war krank geworden und entfernte sich dann wohl bald nach Unteritalien, und der Podestà Ranieri aus Montemurlo scheint wenig Energie besessen zu haben. Eine Niederlage, welche seine Truppen bei der Belagerung einer Feste im Oberarnothal, die von vertriebenen Guelfen von Florenz vertheidigt wurde, im September erlitten, beschleunigte den Ausbruch einer Erhebung der Bürgerschaft[2]. So reif waren die Dinge, dass diese Revolution, welche das Stadtregiment im Gegensatz zu der durch eine Adelsfaction unterstützten kaiserlichen Oberherrschaft in die Hände

  1. Das ergibt sich aus einem Briefe des Generalvicars vom 25. Juni an die Stadt Siena, der von Florenz aus datirt ist. Die Krankheit Friedrichs, die ich irgendwo notirt gefunden habe, kann ich augenblicklich nicht durch einen Beleg nachweisen. Friedrich starb bekanntlich 1256 in Unteritalien. Capasso, Historia dipl. S. III. Es scheint fast so, als habe gegen Ausgang des Jahres Friedrich in Galvano Lancia schon einen Nachfolger erhalten, Ficker, Forschungen II, 519.
  2. Es muss hierbei übrigens daran erinnert werden, dass die populäre Bewegung nicht vereinzelt in Florenz auftritt, dass sie vielmehr schon in Bologna, Pistoja und anderen mit Florenz in naher Verbindung stehenden Städten sich einige Jahre zuvor in ähnlicher Weise durchgesetzt hatte.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_024.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)