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des 13. Jahrhunderts habsüchtig und geldgierig sein, wie von allen ihren seefahrenden und handeltreibenden Landsleuten dieses z. B. Jacob von Vitry beklagt, und durfte vielleicht von ihnen ganz besonders gesagt werden können, dass in ihnen „die Brunst zu besitzen stets brenne“[1], so haben sie dagegen auch für die Wehrhaftmachung und Verschönerung ihrer Stadt durch die Erbauung von prächtigen Kirchen und mächtigen Comunalpalästen so grossartige Opfer gebracht, wie diese nur Athen und wenige andere Städte des Alterthums darzubringen fähig gewesen sind.


II.

Seit 1246 war Kaiser Friedrich II. Herr in Florenz. Der Kaiser hatte seinen Sohn Friedrich von Antiochien, den die gleichzeitigen Chronisten wegen seiner bedeutenden Stellung König nennen, zu seinem Generalvicar von Tuscien gemacht. Anfänglich verwaltete dieser auch noch das Amt eines Podestà von Florenz, das er dann mit Vicaren und kaiserlich gesinnten Männern besetzte. Es war dem Kaiser durch die Parteiungen des Florentiner Adels, die, durch die Ermordung Buondelmontes de’ Buondelmonti seit 1215 entstanden, anfänglich jedes politischen Hintergrundes entbehrten, dann aber seit dem Ausgange der dreissiger Jahre sich zu den Factionen der Guelfen und Ghibellinen umgebildet hatten, leichter geworden, sich der Stadtherrschaft zu bemächtigen. Die geregelte Verwaltung Tusciens hatte es schon ermöglicht, den von der Kirche geschürten und geleiteten Aufstand gegen die patarenischen Ketzer und den sie beschützenden kaiserlichen Podestà schliesslich doch niederzuhalten. Aber fest begründet war die kaiserliche Herrschaft in Florenz keineswegs.

Als der Kaiser nach der Niederlage von Parma die letzte

  1. In der schon erwähnten Descriptio Florentie vom Jahre 1339 heisst es l. c. S. 122: Nimium sunt ad querendam pecuniam solliciti et attenti, ut in eis qualiter dici possit: semper ardet ardor habendi et illud: „o prodiga rerum luxuries! munquam parat contenta paratu et quaesitorum terra pelagoque habendorum ambitiosa fames.“ „I Fiorentini sono grandi prestatori ad usura“, heisst es in einem Witzworte bei G. Villani, VII, 140. Wie Dante die Geldgier seiner Landsleute dem Einfluss der Zugezogenen, der nuova gente, zuschreibt, ist bekannt genug.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_022.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)