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u. s. w. der Grossindustriellen befand. Aber auch vor dem östlichen Thore (San Piero) siedelten sich Fabrikanten und Kaufleute an, und vor dem Westthor (San Pancrazio) trieben die Humiliaten, die hier die Kirche Ogni Santi erbauten, mit anderen Tuchwebern ihr Wesen. Bei dem rasch steigenden Wohlstande dieser neu Zugezogenen – „la gente nuova et i subiti guadagni“ – konnte es nicht fehlen, dass sich dieselben auch bald der alten Sitze, der befestigten Häuser und Thürme des durch die politischen Wirren und Austreibungen immer mehr herunterkommenden Adels bemächtigten. Wollte man etwas pointirt einen Vorgang namhaft machen, der den Wechsel der Machtverhältnisse und der socialen Ordnung in der Stadt Florenz an einem Privatgeschäfte recht deutlich machte und den Abschluss des Uebergangs des altadlichen Florenz in das der Grandi zur Anschauung zu bringen geeignet wäre, so könnte man den Kauf nennen, durch den die Cerchi im Jahre 1280 alle Besitzungen der Grafen Guidi, die fast das ganze Quartier von San Piero füllten, Paläste, Häuser, Höfe, Plätze u. s. w. in ihre Hände brachten. Aber nicht genug damit! Bei der in Tuscien so früh auftretenden Mobilisirung des Grundbesitzes konnten die Familien der reichgewordenen Kaufleute sich wieder in der Grafschaft, auf dem Lande, ankaufen, hier schlossartige Landsitze gründen und damit sich den alten landsässigen Familien weiter assimiliren. Sie sind die Grandi, die um die Wende des 13. Jahrhunderts eine so grosse Rolle in der Geschichte von Florenz spielen und unter deren Einfluss auch die Stadt in ihrem Aeusseren sich ganz umgestaltete.

War auf dem linken Arnoufer der jüngste Sechstheil (sestiere) der Stadt beim Beginne der Epoche, von der hier die Rede sein soll, noch nicht mit Mauern und Gräben versehen, sondern bildeten die Rückenwände der Häuser selbst die Stadtbefestigung, so verhielt sich das auf dem rechten Stadtufer anders. Hier war man jetzt bemüht, die alte römische Stadtmauer, welche die Urbs quadrata von den Vorstädten absperrte, niederzureissen, da die Vorstädte schon mit einem zweiten Mauerring umgeben waren. Und noch im 13. Jahrhundert, 1284, fasste die Stadt den Beschluss, der wie kaum ein anderer das Selbstvertrauen, den Reichthum und Opfersinn ihrer Bürger verrieth, die Thore so weit hinauszuschieben, dass innerhalb ihrer die Stadt bis auf unsere Tage (1865) Raum gehabt hat. Mochten die Florentiner

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_021.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)