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liessen sie sich bei dem Abschlusse des vierzigjährigen Bündnisses mit der Seestadt die Hälfte des Gewinnes, den diese aus der Münzprägung zog, zusichern und waren nun ihrerseits bemüht, die Verbreitung der pisanischen Münze in den Friedensschlüssen mit unterworfenen Gegnern, z. B. mit Siena 1176 zu fördern[1]. Aber immer mehr emancipirte sich Florenz politisch und commerciell von Pisa, und im November 1252 beschloss die Comune nach Besiegung der ghibellinischen Eidgenossenschaft Tusciens einen eigenen Goldgulden, der stets aus feinem, vierundzwanzigkarätigem Gold geprägt sein und 20 Soldis und 120 Denaren entsprechen sollte, zu schlagen. Da die Florentiner Münzverwaltung stets auf die Reinheit ihres Florens (fiorino) streng hielt, gewann derselbe bald eine grosse Verbreitung und eine internationale Geltung. Man konnte in Florenz kaum Gold genug auftreiben, um für die 350 000–400 000 Stück, die im Anfang des 14. Jahrhunderts jährlich zu prägen nöthig wurde, das Edelmetall zu beschaffen. Es ist klar, welche Vortheile der gesammten Kaufmannschaft der Stadt aus dem Vorhandensein dieser Münze, die bis auf unsere Tage den Namen ihrer Geburtsstätte getragen hat, erwuchsen.

Aber noch ganz anderen Gewinn zog die Stadt aus dieser genial concipirten Neuerung. Ueberall hin begehrte man florentinische Münzmeister, nach England, Frankreich, ja nach Schwäbisch-Hall. Diese kamen dann sicher nicht mit leeren Händen in die Heimath zurück und vermehrten den Wohlstand und den Ruhm der Stadt, die bald auch als der erste Sitz der Goldschmiedekunst galt. Freilich, im 12. und 13. Jahrhundert fand diese Kunst in Florenz selbst noch keinen goldenen Boden. Denn die Florentiner lebten bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein noch sehr einfach und bescheiden und nur auf Erwerb bedacht.

Die aus der Grafschaft eingewanderten Neubürger hatten in der Regel auch noch nicht viel zu vergeuden. Diesem Zuzug hat es die Stadt aber ebenso zu verdanken, dass sich deren Einwohnerzahl von 1150–1300 um das Fünffache steigerte, wie ihm ihr rasches Emporblühen als Handels- und Fabrikstadt besonders zuzuschreiben ist. Denn aus diesen Zugezogenen sind

  1. Quellen u. Forschungen II, S. 58 u. 66.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_019.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)