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umgeben, hatte sich Florenz doch gegen die deutsche Reichsgewalt und deren Bundesgenossen von Aussen und im Inneren in wechselvollem Ringen zur Selbständigkeit emporgekämpft. Die Stadt liess sich 1218 nach dem Tode Otto’s IV. von allen Bewohnern der Grafschaft Treue schwören, und Kaiser Friedrich II. hat trotz aller Gegnerschaft gegen sie nie das schon mehrmals bei ihr misslungene Verfahren wiederholt, ihr die Grafschaftsrechte abzuerkennen, sondern nur versucht, sich der Comune durch seine Podestaten zu versichern. Beweist schon die Thatsache, dass Florenz sich nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. zur factischen Führung des gegen alle Reichsrechte gerichteten tuscischen Bundes, in welchem Lucca, der Hauptstadt der Markgrafschaft, nur Ehren halber die erste Rolle eingeräumt war, aufschwingen konnte, unzweideutig, dass sich die materielle Macht des kleinen Staatswesens bedeutend gekräftigt hatte, so sind die siegreichen Feldzüge, welche es gegen die kaiserlich gesinnten, waffentüchtigen und reichen Städte, wie Siena und Pisa, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestand, die vollgültigsten Zeugen hierfür. Wäre Florenz nicht durch innere Parteiungen, die Kämpfe zweier mächtiger Adelsfractionen, deren Namen noch heute nicht verklungen sind, geschwächt gewesen, so würde es Kaiser Friedrich II. schwerlich gelungen sein, der Stadt seine Podestaten vorzusetzen. Konnten sich dieselben doch nur mühsam dort behaupten, und zeigt die Aufrichtung der ersten Volksgemeinde, welche sich vor dem Tode des Kaisers vollzog, es zur Genüge, auf wie schwachen Grundlagen seine Macht ruhte.

Schon die älteren Chronisten von Florenz empfanden das Bedürfniss, dieses mächtige Emporkommen ihrer Stadt zu erklären[WS 1]. Nach dem Pseudo-Malispini soll die Stadt unter der Constellation des Mars und des Widders gegründet sein; da der Widder Handel bedeute und der Planet Mars den Krieg, so sei es klar, warum Florenz durch seine kriegerischen Thaten und durch seine Handelsgeschäfte sich zu seiner Grösse emporgeschwungen habe. Villani erklärt den Namen Fiorenza als gleichbedeutend mit spada fiorita, offenbar anspielend auf seine durch das Schwert begründete Blüthe. Dass die Florentiner als echte Söhne Roms sich durch Tapferkeit und Ehrgefühl hervorzuthun hätten und von ihren Feinden zu respectiren seien, klingt aus

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ererklären
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_012.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)