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der Chilisalpeter in salpetersauren Kalk umsetzen, so wissen wir aus Kuhlmann’s Versuchen, dass das Chlorcalcium für sich auf das Wachsthum der verschiedenen Pflanzengattungen auf einer Wiese absolut wirkungslos oder eher schädlich ist, während der salpetersaure Kalk den Ertrag an Heu merklich steigert; dem salpetersauren Natron kommen mithin zwei günstige Wirkungen, dem Kochsalz nur eine zu, und während die Landpflanzen beträchtliche Mengen von salpetersauren Salzen im Boden vertragen, wirken Chlorverbindungen über eine gewisse sehr enge Grenze hinaus entschieden schädlich.

Alle Stoffe bezeichnen wir als Düngstoffe, wenn sie, auf das Feld gebracht, dessen Erträge an Pflanzenmasse erhöhen, ohne zu wissen, ob nicht manche einfach dadurch wirken, dass sie die vorhandene Nahrung aufnahmsfähiger für die Pflanzen machen und zur Ernährung vorbereiten.

Die einfache Thatsache ihres günstigen Einflusses auf die Vegetation ist noch kein Beweis, dass sie als Nahrungsstoffe gewirkt haben. Wir vergleichen die Arbeit, welche der Pflug verrichtet, mit dem Zerkleinern der Speisen, wofür die Natur den Thieren eigene Werkzeuge gegeben hat, und wie aus den beschriebenen Versuchen hervorgeht, übernehmen manche Stoffe, wie Kochsalz, salpetersaures Natron und Ammoniaksalze, neben den Wirkungen, welche ihren Elementen zukommen, eine besondere, dem verdauenden Magen zu vergleichende Rolle, in welcher sie sich theilweise vertreten können, und in so fern sie die im Boden vorhandenen Nahrungsstoffe für die Ernährung vorbereiten und aufnahmsfähiger machen, müssen sie auf das Wachsthum der Pflanze oder auf ihre Zunahme an Masse einen fördernden Einfluss ausüben.

Es erklärt sich hieraus, warum diese Salze nur auf gewissen Bodenarten eine dem Pflanzenwuchs günstige Wirkung äussern, und warum bei einer zweiten und dritten Düngung die Wirkung nicht oder nur theilweise wiederkehrt.

Ein Landwirth, welcher Felder besitzt, die an phosphorsauren Salzen keinen Mangel haben, in denen sie aber ungleich verbreitet im Boden sich befinden, würde unzweifelhaft, alle übrigen Verhältnisse gleich gesetzt, die Wirksamkeit dieser Phosphate erhöhen und damit die Erträge des Feldes zu steigern vermögen, wenn er ein Mittel besässe, die basischen Phosphate theilweise aus dem Boden herauszuziehen und demselben als Superphosphate wiederzugeben. Dieses Mittel wendet der praktische Landwirth thatsächlich an, wenn er seine Felder mit Chilisalpeter, mit Ammoniaksalzen oder Kochsalz düngt.



Einundvierzigster Brief.


Die Ackerkrume enthält eine gewisse Menge Stickstoff in der Form von Ammoniak und von Stickstoffverbindungen, welche von Pflanzen und Thieren stammen.

Die Beobachtungen von Thompson und Huxtable und insbesondere die werthvollen Arbeiten von Th. Way haben die Thatsache festgestellt,

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Justus von Liebig: Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1878, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Chemische_Briefe_Justus_von_Liebig_369.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)