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„Ich habe zu tief geladen. Wir werden alle elend untergehn!“

Da sprang Bracke auf das Bugbrett, breitete die Arme und jauchzte:

„Ich rette euch, ihr Brüder, vor der Unsterblichkeit!“ Und sprang über Deck in den dunklen Fluß, und ward nicht mehr gesehen – in diesem und in jenem Leben nicht.


Als ein Jahr darauf, am Todestag Brackes, der Totengräber über den Kirchhof ging, fand er Brackes Grab erbrochen.

Am offenen Sarge saß ein altes, spitzes Weib, das mit Brackes Knochen spielte und irr lallte.

„Mein Süßer,“ sprach sie und drückte den Totenkopf an ihre dürren Lippen, „erinnerst du dich noch, als du in der Kugelapotheke in Berlin bei mir lagst, in jener Nacht der Ewigkeit?“

Sie schüttelte die Knochen in ihrer Hand:

„Wie mager du geworden bist… ja… die Zeit vergeht…“

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_271.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)