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Das Mädchen lächelte. Glücklich. Sie berührte seine Hand zart mit den Lippen:

„Du hast einen guten Blick.“

Bracke sah ins Morgenrot.

„Sieh, Mädchen, das ist deine Zukunft, die da vor dir flammt. Und das,“ er deutete in den Wald zurück, der schwarz und dunkel hinter ihnen stand, „das ist die meine. Ich habe mich verirrt. Es ist zu spät, den Weg zurückzugehn.“

Sie fragte angstvoll:

„Muß ich dich verlassen? Meine Eltern werden mich schlagen, weil ich die Nacht ausblieb.“

Bracke hielt ihre Hand.

„Du wirst noch manche Nacht ausbleiben. Und sie werden dich in ihrer elterlichen Torheit schlagen. Aber einmal wirst du eine Nacht ausbleiben und nicht wiederkommen. Da werden deine Eltern weinen und zum Himmel flehen. Und wenn sie dich je wieder finden, werden sie erschrecken, denn dann bist du deiner Mutter Kind nicht mehr, sondern eines Kindes Mutter.“

Das Mädchen neigte die Stirn:

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_264.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)