Seite:De Bracke (Klabund) 234.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Gut,“ sprach der Abt, „könnt Ihr schreiben?“

„Mit aller Kunst“, gab Bracke Bescheid.

„So werde Euch die Aufgabe, eine Vulgatabibel abzuschreiben…“


Bracke machte sich mit Eifer an die Arbeit.

Sein Geist beschwingte sich an ihr, und seine Muskeln dehnten sich bei der guten Klosterkost von neuem mächtig.

Er schrieb fein mit spitzem Pinsel und schwarzer Tusche zuerst das Evangelium Matthäi, danach Markus, Lukas, Sankt Johannes und so fort, überwand auch noch die Acta Apostolorum – aber als er, nach einigen Monaten, an die Apostelbriefe kam (es war inzwischen Frühling geworden), wurde er unruhig, die Arbeit stockte und schlich nur mühsam und langsam wie ein träger Bach weiter. Durch das Gitterfenster seiner Zelle flog sein Blick oft mit den Vögeln ins klare Blau.

Eines Tages nun, als er gerade das P des Apostels Paulus zierlich zu malen im Begriffe

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)