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Bracke ward verfolgt, aber es gelang ihm, sich den nachjagenden Reitern zu entziehen, und glücklich gelangte er wieder in die Mark Brandenburg.


Bracke stand auf dem Marktplatz von Berlin, von vielem Volk umgeben, und erzählte ihm dieses chinesische Märchen:

Es lebte im alten China zur Zeit der Thangdynastie, die in große und gefährliche Kriege gegen ihre Nachbarn verwickelt war, ein Narr; der wagte es eines Tages, sich den Zopf abzuschneiden und also durch die Straßen von Peking zu marschieren. Der Wagemut dieses Unternehmens verblüffte die gelbmäntlichen Soldaten des Kaisers derart, daß sie ihn für einen Irren hielten und unbehindert passieren ließen. Er wanderte durch Peking – über Land – immer ohne Zopf – und gelangte über die Grenze nach einem Lande, das sich in den Thangkriegen für neutral erklärt hatte.

Von dort richtete er schön auf Seidenpapier und anmutig und bilderreich stilisiert einen Brief an den Kaiser Thang, in dem er mit jugendlicher Freiheit

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)