Seite:De Bracke (Klabund) 141.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Kurfürst hatte mit jener Dirne, die er einst in seiner Hochzeitsnacht umarmte, ein sommersprossiges, blasses und rachitisches Kind gezeugt.

Als es fünf Jahre zählte, befahl er, daß es in den Palast verbracht würde.

Vor diesem Kinde hatte der Kurfürst Furcht, und er schrieb ihm geheime Kräfte zu.

Es sah ihn zuweilen mit seinen grünen Augen so unendlich leidend an, daß er erbebte.

Es ließ mit einem apathischen Lächeln alles mit sich geschehen.

Der Kurfürst schenkte ihm Holzpuppen, kleine Negersklaven, Papageien und Affen.

Es sah alles mit großen Augen an und lächelte stumpf.

Innocentia taufte er das Kind.

Als es im sechsten Jahre an Schwäche starb, war der Kurfürst untröstlich und hängte am Tage seines Todes sieben Juden.

Er schrieb ein Trauergedicht: Innocentia, das er durch Bracke auf dem Marktplatz öffentlich

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)