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blonden Locken wie ein Engel, der andere aber war schwarz und häßlich. Seine Augen standen schief. Er roch aus dem Munde. Und schlürfte ein Bein wie einen Sack Rüben nach.

Da kamen Bracke und Grieta überein, den häßlichen Knaben Gott zu weihen und taten ihn bald zu den Mönchen, behielten aber den schönen zu ihrer und der Menschen Freude in der Welt.

Gott aber empfand es als Gotteslästerung, daß sie den häßlichen ihm weihten und nicht den schönen, und er sandte in der Johannisnacht zwei Blitze. Die erschlugen beide Knaben: den schönen und den häßlichen.

Grieta und Bracke taten Buße, und Brackes Wesen war von da ab noch sonderlicher, so daß er ganze Monate aus dem Hause blieb und in den märkischen Wäldern das Leben eines Büßers führte, sich nur von Kräutern nährend.

Grieta aber härmte sich um ihn. Denn sie sah um seine Stirn die Flamme der Gerechtigkeit leuchten.


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_121.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)