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Der Kurfürst erschien, einen Trauerflor um den Helm, zum Begräbnis seines Hauptmanns.

Der braune Hengst und die schwarze Stute zogen den Leichenwagen, den Bracke kutschierte.

Auf einer kahlen Linde sang, trotz des Januar, eine Nachtigall.

Als Bracke an das Grab trat, dem Toten die drei Handvoll Erde nachzuwerfen, schossen ihm die Tränen über die Wangen.

Hier starb ein guter Mann – wie wenig gute bleiben noch am Leben.

Wo Brackes Tränen auf die Erde fielen, da schmolz der Schnee, und Primeln blühten.

Die pflückte sich Grieta, die Tochter des Klempners, und steckte sie sich an das Mieder.


Bracke saß im Wintersonnenschein vor seiner Stube; da kam Grieta des Weges, ihre schwarzen, wendischen Augen auf ihn werfend.

Die dunklen Zöpfe schlug sie über die Schulter zurück und trat heran:

„Guten Tag, Bracke.“

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)