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Bracke gelangte mit seiner Ziege eines Tages nach Sewekow, einem Dorfe in der Nähe von Wittstock.

Er ging mit der Ziege in das Gasthaus, band sie an ein Stuhlbein und setzte sich zu Trunk und Mahlzeit nieder.

Aus der Tasche zog er ein Psalmenbuch, darin zu lesen.

Es war soeben der Pfarrer von Sewekow gestorben. Die Bauern saßen in ihrer Trauerkleidung in der Schenke beim Trauerschoppen. Als sie nun Bracke am Nebentisch in einem geistlichen Buche lesen sahen, kam einer auf den Gedanken und sprach:

„Laßt uns den Fremdling fragen, welchen Berufes er sei.“

Und es trat der Schulze, ein wenig vom Trauerwein schwankend, auf Bracke zu und sprach:

„Wer seid Ihr, Herr, und was ist Euer Beruf? Wir sehen Euch in einem geistlichen Buche lesen. Uns ist soeben unser geistlicher Hirt verschieden.“

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)