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„Woher stammt Er?“ fragte der Kurfürst.

„Aus Trebbin an der Spree, nicht weit von der Stelle, da Ihr mich aufgelesen. Wenn sich in Berlin ein Mädchen in der Spree ersäuft, das ein reicher, vornehmer Herr bei Hofe in Schande gebracht hat, so wird sie einen Tag drauf in Trebbin angeschwemmt.“

„Was ist sein Handwerk?“ fragte der Kurfürst.

„Ich bin Brillenmacher.“

„Floriert sein Gewerbe?“

„Meine Hauptkundschaft, Herr, sind die armen Leute, die schlecht zahlen. Sie brauchen so viel Brillen und Vergrößerungsgläser, um in den Brotkrumen, die sie zu fressen haben, Brotlaibe zu sehen. Sie sind gehalten, statt durch den Magen durch die Augen satt zu werden.“

„Und die vornehmen Herren, welche gut zahlen – brauchen keine Brillen?“

„Nein,“ sagte Bracke, „die Fürsten und Grafen sehen ihrem eigenen Gesindel alles durch die Finger, so daß sie keiner Brille bedürfen. Sie sprechen Recht aus ihrem beschränkten und herrischen Kopf, anstatt

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)