Seite:De Bracke (Klabund) 062.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß man gewußt hätte, woher sie gekommen, wirbelte in dem Schaurund in der Mitte ein schwarzes, mit hellgrünen Bändern geschmücktes Gewand, aus dem ein blaßgelber Kopf aufsprang und wieder verschwand, zwei bleiche Arme ruckweise wie Blitze durch den Raum zuckten.

Die Musik verlangsamte den Rhythmus, die Bewegungen der Tänzerin wurden lieblicher, sinnlich bezwingender. Erst jetzt erkannte man ihre blassen, weißen Gesichtszüge, das mahagonibraune Haar, die kindliche Schlankheit ihrer Figur, die tödliche Zartheit ihrer Hände – und als sie, wie es der Kriegstanz, den sie getanzt hatte, erforderte, den rechten Arm steif wie ein Schwert erhob und ein Dolch zwischen ihren Fingern blitzte, da war nicht einer im Publikum, der nicht unter ihren Händen hätte sterben mögen.

„Ihr Körper singt“, flüsterte eine Stimme neben Bracke, die er schon einmal gehört zu haben glaubte.

Er sah um sich und erblickte den Conte Gaspuzzi, wie er, den Kopf leicht seitwärts geneigt, lauschte.

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)