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Als aber der Priester plötzlich den Anflug von Bart in den Fingerspitzen spürte, schrie er leise auf:

„Mädchen – was ist mit dir?“

„Ich bin der Teufel,“ sagte Bracke, „gekommen, dich in die Hölle zu holen für deine böse Tat und die Verderbnis deiner Sitten.“

Der Priester wimmerte: „Wie kann ich mich retten vor deiner Rache?“

„Wisse,“ sagte Bracke, „daß jegliches Mädchen, welches dir zu beichten in deinen Beichtstuhl tritt, ich bin, immer ich, der Teufel. Welcher Gestalt sie auch sei: jung oder alt, hübsch oder häßlich, schlank oder feist. Wage niemals mehr, dich einem Mädchen (das heißt: mir) unzüchtig zu nahen, sonst bist du mir ganz und gar verfallen, mir, dem Teufel, du Teuflischer.“

Zitternd schwur der Priester Besserung.

Auf diese Weise rettete Bracke die Frauen vor den Gelüsten des unsauberen Pfaffen.


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)