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war der Conte anzutreffen und stand, den Kopf leicht seitwärts geneigt, und lauschte.

Da er aber vermögenslos und zu arm war, ein musikalisches Instrument zu besitzen, hatte er sich unbeholfene Zeichnungen von Instrumenten verfertigt, die hingen nun an den kahlen Wänden seines Zimmers: da hingen Bratsche, Flöte, Zimbel, Orgel, Handharmonika und Dudelsack.

Er hatte aber viele Notenblätter italienischer Musik, weltliche und kirchliche, die verstand er ganz ohne Vermittlung eines Instrumentes zu hören, und las sie in seinem Bette spitz zusammengekauert, verzückt mit den Händen taktierend.

Als der Conte Bracke zum erstenmal begegnete, da trat er auf ihn zu und sprach:

„Bleibe stehen!“

Und der Knabe stand.

Da neigte er den Kopf und lauschte wie einem Musikstück.

Dann sprach er: „Du hast einen sonderbaren Ton in dir. Du bist nicht wie andere Menschen. Du singst. Laß hören“, und er legte sein Ohr an

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)