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des Kaufmannes, die immer Hand in Hand gehen, versuchten einige Pas eines französischen Menuetts.

Euterpe, die kunstfertige Frau des Brauers, hatte ihre holzgeschnitzte Flöte mitgebracht und blies den schönen Schwestern zum Tanz.

Da trat die letzte der Frauen, das Antlitz im Schleier verhüllt, ans Bett. Die Bürgerin Bracke erinnerte sich nicht, sie je gesehen zu haben, doch dünkte es sie, als vereine sie Sprache, Kleidung, Gebärde und Tugend aller acht in sich, und als müsse es süß sein, eine solche Freundin zu haben.

Die Verhüllte sprach: „Dein Sohn, Mutter, ist nicht dein Sohn allein: er ist unser aller Sohn: er wird weinen und tanzen, Flöte spielen, lachen und die silberne Keule schwingen lernen. Er wird zu den Gestirnen blicken und auf Kalliopes Tafel die himmlischen Ziffern schreiben, aber am Ende ist er doch mein Sohn, und ob er vielleicht mich nie erkennt: er wird wie ich verhüllt durchs Leben schreiten, und seine wahre Anmut und seine tiefste Weisheit wird wie hinter Schleiern sein.“

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)