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„Ihr kommt zu später Stunde, Nachbarinnen, mein Wochenbett zu besuchen“, lächelte sie, nun ganz ermuntert, denn sie glaubte in der ersten der Frauen im gelben Zwielicht die Frau des Gerichtsassessorius zu erkennen.

„Wir kommen noch immer zur rechten Zeit“, sagte Kalliope, an Antlitz und Gestalt der Frau Gerichtsassessorius gleichend und doch von ihr entfernt durch eigenen Adel der Bewegung und der Sprache.

„Euer Gatte wäre gewiß nicht gut auf uns zu sprechen“, sagte Klio, die zweite, und ihre Sprache tönte dunkel wie das Echo ferner Kriegstrompeten.

„Mich wohl würde er niemals begreifen“, sprach ernst und voll verhaltener Trauer Melpomene, die dritte. Eine kleine silberne Keule trug sie in der rechten Hand. „Ich bringe Euch, Bürgerin Bracke, für Euren Sohn mein Patengeschenk, und danke Euch für Eure Einladung, Pate bei ihm zu stehen.“

Damit legte sie die kleine silberne Keule auf die Bettdecke.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)