Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 352.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und dann gerettet zu werden, – der wird auch die Freude der armen Leute und ihren Dank für das Wunder Gottes ermessen können.


120. Von einem feinen Diplomaten.
(Um 1720.)

Als Herr Eberhard Ludwig Schlaaf durch seine Handlung ein Millionär geworden war, da schwoll ihm der Muth nach hohen Dingen. Ein leicht zu erwerbender Doctor-Hut, der manchen seiner kaufmännischen Mitbürger von der Bürde städtischer Aemter befreiete, war ihm zu gering. Eine reichsfürstliche Agentur, welche Andere zu demselben Ziele führte, genügte eben so wenig. Er strebte nach höherem, nach diplomatischem Range, und gab daher mit Vergnügen sein Handelsgeschäft nebst Bürgerrecht auf und den Zehnten an die Kämmerei, als er richtig Kurhannöverscher Resident geworden war. Ob seine alten Freunde ihn deshalb höher schätzten, bleibt dahin gestellt; ob seine neuen Collegen, die wirklichen hier lebenden Diplomaten, ihn für voll ansahen, ist um so zweifelhafter, da er (bei sonstigen trefflichen Seiten neben der Eitelkeit) doch in Betreff seiner Sitte, Denkungsart, Redeweise und Tournüre schwerlich zu ihnen gepaßt haben wird. Von ihm und seinem seltsamen Gebahren nach erfolgter Ranges-Erhöhung gingen damals viele Geschichten im Schwange, von welchen die folgende uns aufbewahrt ist.

Ein benachbarter Herzog lebte nebst Gemahlin und Gefolge einige Wochen in Hamburg. Der Resident Schlaaf war überglücklich, als diese Herrschaften seine Einladung zu einem Gastmahl annahmen, welches er für sie auf seinem Landhause

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)