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im Neß, den Bacchus am Eimbeck’schen Hause und[1] andere Merkwürdigkeiten mehr. Als nun die Glocken zur Hauptpredigt läuten, da gedenkt er seines Schöpfers und tritt in die eben geöffnete Petri-Kirche. Daselbst war es noch fast leer und ganz still. Er geht also ein wenig umher und besieht sich die Kirche und ihre Kunstwerke; lieset die Inschriften auf den alten Grabsteinen, beschaut sich die schönen Holzfiguren, z. B. die heilige Beata mit dem Booksbeutel; bertachtet auch mit Rührung das schöne Bild von der Flüchtigkeit des menschlichen Lebens, wo ein Knäblein unter Blumen auf einem Todtenschädel schläft, ein anderes mit einer Kinderklapper auf dem Steckenpferde reitet, und dahinter auf des Todes Stundenglase die Worte stehen: heute mir, morgen dir! Nachdem er nun auch das mächtige Bild an der Norderwand des Altars bewundert, darauf die Stadt Hamburg im Alterthum ganz natürlich abgeschildert ist, mit Bischöfen, Rittern, Bürgern und Volk im Vordergrunde, und er noch darüber sinnt, ob dies den Empfang des Cardinals Raimund im Jahre 1503 vorstellen solle, oder ob es auf Heliodor’s Einzug in Jerusalem zu deuten sei, – da hat sich mittlerweile die Kirche gefüllt und der Gottesdienst beginnt. Darum tritt der Herzog vom Altar ins Mittelschiff zurück, um sich einen Platz zu suchen. Bei den prächtigen Gestühlten des Raths und der Beede, darin mit krausen Kragen, Sammet-Rock und Mantel schon viele Herren saßen, geht der Herzog bescheidentlich vorbei, dahin gehörte er nicht, das fühlte er; in einem entfernteren einfachen Gestühlte nahm er darauf neben einem jungen stattlichen Bürger seinen Sitz.

Dieser betrachtet den Herzog forschend von der Seite, und gewahrt gleich an seinem reisemäßigen und unansehnlichen Anzuge, daß er ein „Butenminsch,“ ein Fremder, sein müsse, und zwar nichts Sonderliches; etwa, da er doch in Haltung


  1. Vorlage: und und
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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_342.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)