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vollführte einen furchtbaren Lärmen und beschimpfte denselben dergestalt, daß fortan weder Hund noch Katze das Brodt von ihm hat nehmen mögen.

Es dauerte aber auch mit ihm nicht lange mehr. Schon nach wenigen Wochen starb er vor Gram und Gewissensqual an einem hitzigen Fieber. Da es offenkundig war, daß er an seines Sohnes Verzweiflung und Selbstmord die Schuld trug, so ging sein Begräbniß ohne Sang und Klang, ohne Klage und Trauer-Begleitung dahin. Auch seiner Leiche war kein Geistlicher gefolgt.


115. Mag. Lange’s Aergerniß.
(1699.)

Zu der Zeit, als so viele geistliche Unruhen den Frieden der Stadt Hamburg störten, erregte auch Mag. Lange, Diaconus zu St.Petri, ein sehr bedenkliches Aergerniß. Er war ein allzu eifriger Mann, bereits in Nürnberg vom Amte wegen Zänckereien entlassen, ehe er (1682) gegen des Ministerii Wunsch hieher berufen wurde. Und schon zweimal war er hier durch gerichtliche Sentenz suspendirt gewesen, wegen einer Schmähschrift, und weil er bei einer Trauung dem Ehepaare „wohl den heiligen Geist, nicht aber den Geist des Pastors Winckler,“ seines Collegen, angewünscht hatte.

Nun hatte er seit einiger Zeit sein Amt wieder angetreten, als ihn die Unruhe plagte, mit einer Neuerung in ungeschicktester Weise hervorzutreten. Er verlangte nämlich urplötzlich in einer Predigt, daß Jedermann beim Beginn des Vaterunsers aufstehen und das Gebet stehend vernehmen sollte, während es doch in Hamburg längst üblich war, dasselbe sitzend anzuhören und sodann zur Empfangung des

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_338.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)