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meisten Erzähler nichts wissen. Darunter strahlte nun eine aus 600 Lampen gebildete Lateinische Inschrift, die lautete Deutsch: es lebe Pabst Clemens IX.

Das ließ sich nun zwar ganz trefflich ansehen, aber Einige nahmen doch ein Aergerniß daran, daß in unsrer lutherischen Stadt der Pabst also sollte gefeiert werden. Wie’s dann gekommen, daß solch Aergerniß sich auch dem Pöbel mitgetheilt, der bis dahin keinen Anstoß darin gefunden, weiß man nicht; aber gewiß ist’s, daß selbiger anfing, sich ganz tumultuarisch zu gebehrden und bedenkliche Drohungen auszustoßen gegen den Pabst in Rom, gegen die Königin Christina, deren Wein er sich doch wohl schmecken ließ, und gegen das erleuchtete Haus. Freilich trug wohl grade der Wein zur Erhitzung der Gemüther bei, „maaßen der gemeine Mann, und sonderlich der Englische, Holländische und Dänische Matrose, sich dabei so toll und voll soff, daß bald hie, bald dort einer dalag wie todt.“ Aus dem Schreien und Toben wurden Thätlichkeiten, und Steine flogen gegen das Haus und in die Fenster. Die königliche Dienerschaft versuchte umsonst, das Volk zu beruhigen, und mußte, hart angegriffen, aber unter Festhaltung eines der Rädelsführer, ins Haus zurückflüchten, das nur mit Mühe verrammelt werden konnte.

Sobald die Königin diese Vorgänge erfuhr, ließ sie die Inschrift und das Transparentbild auslöschen, und hoffte dadurch den Aufruhr zu stillen. Aber der Steinhagel ließ nicht nach, das wüste Gebrüll und die ganze Haltung des Pöbels, der nun einen Sieg errungen zu haben glaubte, wurde immer bedrohlicher. Mehrere Herren, die vom Fenster aus das Volk anreden wollten, wurden übel heimgeschickt. Einer der Diener schoß ein blind geladenes Pistol ab, wodurch die Wuth des Haufens sich noch mehr steigerte. Zwar verbot die Königin ihren Leuten das fernere Schießen, dennoch glaubten einige

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_330.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)