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Poesie mit dem Lorbeerkranz in der Hand steht oben auf dem Helm. Und als Herr Ristius am 30. August 1668 verstorben war, da hat ganz Teutschland den seligen Mann betrauert und seine Carmina desto höher geschätzet; und als er am 12. September zu Wedel begraben worden, waren von Hamburg eine Menge vornehmer und geringer Leute in Kutschen und zu Fuße dahinaus, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Von seinen Nachkommen haben manche in Hamburg gelebt, z. B. einer als Lieutenant löblicher Garnison, einer als Organiste, einer als Kaufmann; und als hochbetrauter königlich Dänischer Conferenz-Rath und Resident hat des letztern Bruder lange Jahre hier gewohnt und ein ehrenvolles Gedächtniß hinterlassen.

Der alte Herr Johann Rist aber hat auch bei Lebzeiten dafür gesorgt, daß das uralte Rolands- oder Kaiser-Bild von Stein, so am Markte zu Wedel steht und damals bruchfällig geworden war, von neuem restauriret ist, wie wir es noch sehen können: schön angestrichen mit blauen Augen und rothen Backen, im Rückgrat durch einen Mauerpfeiler gestützet, mit den nachdenklichen Versen Herrn Ristii darunter:

„Als 16hundert und noch 1 und 50 Jahr
Im Wintermonat die bekannte Jahrzahl war,
Ist dieses Kaiserbild auf’s neu hieher gesetzet.
Gott woll es und uns All’ erhalten unverletzet.“


Einer hat dem seligen Risten zu Ehren folgende Verse gefertiget:

„Herr Ristius ist todt! ein Mann von hohen Gaben,
Desgleichen wir nunmehr in Holstein wenig haben,
Ein Prediger, Poët, ein Arzt, ein guter Christ, –
Ei, schade, daß der Mann so bald gestorben ist.“

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_310.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)