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hatte. Wie sich nun Johann Körner auf das Stühlchen gesetzet, die schönen blonden Haare selbst aufgesteckt hatte und nun laut betend des Todesstreiches gewärtig war, da holte Meister Valten aus, aber ganz verwirrt, wie er war und die Augen voller Thränen, hieb er unrecht und traf ihn in den Kopf, daß er vom Stuhl zur Erde fiel, wo der Meister ihm geschwind den Kopf vom Rumpf trennte, worauf er sich eiligst durch die Fallthüre vom Köppelberg in den Keller unter demselben begab, um sich zu salviren. Denn die Leute im Volk rund umher hatten Erbarmen mit dem armen Sünder gehabt, und da sie ihn nicht auf den ersten Streich getödtet sahen, wollten sie das Hochgericht stürmen, um Meister Valten in Stücke zu zerhauen, und kamen mit Beilen und Aexten und zertrümmerten schon die kleine Brücke, die zum Köppelberg führt. Die Reitendiener und das Commando der Garnison vertheidigten ihn mit schwerer Mühe, und erst als der Stadt-Commandant, der Oberst Enno Wilhelm von Kniphausen, mit einigen 100 Mann zu Hülfe kam, konnten die Reitendiener den geängsteten und ganz zerknirschten Meister Valten in ihre Mitte nehmen und in Sicherheit bringen, während draußen das rasende Volk die Soldaten mit Steinwürfen übel tractirte und selbst durch scharfe Schüsse nicht zur Raison gebracht werden konnte, sondern die Miliz in die Flucht trieb, die Gott dankte, als sie Hals über Kopf zur Stadt hereingekommen war. Auch vom Volk waren Mehrere geblieben und schwer verwundet. Das war ein schlimmer Tag gewesen.

Und schon des Volks wegen mußte der weichmüthige Meister Valten von E. E. Rath abgesetzt und cassirt werden. Er wäre aber auch selber nicht länger Büttel geblieben, hat er gesagt, weil er hätte mehr denn ein Haar darin gefunden. Kaufte sich darnach in der Neustadt in der Schlachterstraße ein Haus; darin wohnte er noch lange Jahre, und trieb ein

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)