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E. E. Rath, welcher den König als einen protestantischen Reichsfürsten gebührlich empfangen hatte, war am 19. Februar bei ihm zu Gaste, da er denn ein stattlich Convivium veranstaltet hatte, bei dem er sich trefflich bene gethan haben soll. Es wurde über Tische so gar stark poculiret, daß unser ältester Bürgermeister, Herr Vincent Moller Lt., der sonsten, wie in allen löblichen Dingen, also auch beim Trinken seinen Mann gar wohl stand und ein tüchtiges Maaß fassen konnte, des Guten zu viel bekam; wie ihm denn, als der vornehmsten Rathsperson, von allen Herrschaften beständig zugetrunken wurde, worauf er den herkömmlichen Bescheid zu Ehren unserer Stadt nicht schuldig blieb, auch selber zum guten Trunk manchen löblichen Spruch zu thun wußte, bis daß er sich wegen des zu scharfen Trinkens sehr übel befand und in sein Haus in der Deichstraße heimbringen ließ. Und ist dies Gastmahl dem wackern Herrn Bürgermeister so ungünstig ausgeschlagen, daß er von Stund’ an siech wurde und etliche Wochen darauf, nämlich am 30. März, dieses irdische Jammerthal verlassen mußte. Starb also der gute Herr, wie er gelebt: zu Nutz, Ehr’ und Frommen unsrer Stadt.

Der Winterkönig aber zog am 7. März mit den Seinen wieder von hinnen, anfangs nach Segeberg, allwo viele der protestantischen Fürsten und Stände zusammenkamen und über die vorgehenden Kriegsläufte insgeheim tractirten; später nach den Niederlanden, allwo ihm zu Harlem sein ältester Prinz im Wasser ertrank; dann auch nach England. Zuletzt ist er in die Pfalz wieder eingezogen, so König Gustav Adolf von Schweden ihm eroberte, und ist Ao. 1632 zu Mainz verstorben, erst 36 Jahre alt.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)