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um Leib und Leben zu salviren. Und wenn Jan Smidt nur besser zugesehen und weniger eilig abgewehrt hätte, so würde das arme schöne Weibsbild nicht so jämmerlich vertrunken sein, und er selber eine Sünde weniger auf dem Gewissen haben.


89. „Lewerenz sin Kind.“
(1611.)

Zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts lebte in Hamburg ein schlichter Bürger, der hieß Damm, mit Vornamen Laurentius oder wie man damals sagte Lawrenz oder Lewerenz, und so nannten ihn auch die Nachbarn. Dieser Mann, der an sich nichts Ausgezeichnetes besaß, ist dennoch auf die Nachwelt gekommen und lebt in einem Spruchwort noch jetzt unter uns fort. Was ihn aber so bekannt machte, das war sein Sohn, der auch als „Lewerenz sin Kind“ in Aller Munde lebt, obschon Wenige wissen, daß er eigentlich Jacob Damm geheißen hat. Als dies Wunderkind noch in die ABC-Schule ging, blieben die Leute verwundert über des Jungen ungewöhnliche Länge stehen, und fragten, wer er wäre. Da hieß es: „Lewerenz sin Kind.“ Unter dieser Benennung wurde er im ganzen Stadtviertel, und in immer weiteren Kreisen bekannt, je unaufhaltsamer sein Wachsthum zunahm. Bei der Confirmation überragte er schon die ganze Gemeinde; und als Lewerenz sin Kind um 1611 völlig ausgewachsen und dergestalt in die Höhe geschossen war, daß er nur zwei Finger breit weniger als 5 Ellen, also beinahe 10 Fuß lang war, da hieß es einstimmig: die größte Rarität Hamburgs und der längste Kerl, der jemals hier gelebt habe, sei Lewerenz sin Kind. So war’s natürlich, daß er von seinen Zeitgenossen als Maaßstab

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)