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denn wider aller Menschen Vermuthen hat es sich begeben, daß dieser neue feste Thurm, der für Jahrhunderte erbauet schien, schon 45 Jahre darnach, nämlich am 15. Februar 1648 Morgens 3 Uhr, in einem ganz erschrecklichen Sturm und Ungewitter unter Blitzen und Donnerkrachen, vom Mauerwerk herabgerissen, zusammengestürzet und zur Erde geworfen worden ist; und kaum 14 Tage darnach, am 28. Februar 1648 ist in der Hofburg zu Kopenhagen der König von Dänemark, Christianus IV., sanft und selig in Gott entschlafen nach 71 Lebens- und 52 Regierungs-Jahren.

Einige sagen, nicht der Altgesell habe diese Wahrsagung gethan, sondern der König selbst habe beim Anblick des Thurmes dessen Dauer nach seines eigenen Lebens Länge gemessen, was Jedermänniglich gar curios und fremd vorgekommen, sintemal darinnen die Meinung zu finden, entweder daß der feste Thurm gar kurze Zeit stehen, oder daß sein Menschenleben nach Methusalem’s und anderer Erzväter Weise gar übernatürlich lang währen werde, welches Beides gleich unmuthmaaßlich. Sei aber der Prophet gewesen, wer er wolle, König oder Altgesell, eingetroffen ist die Prophezeiung jedenfalls.


88. Die Meer-Jungfer.
(1610.)

Als Ao. 1610 der Hamburgische Schiffer Jan Smidt und seine Leute unfern des Französischen Hafens St. Jean de Luz bei Bayonne längs der Küste fuhren, da haben sie ein seltsames Meerwunder gesehen. Es war eben beim anbrechenden Morgenlicht, und die ganze Mannschaft noch nüchtern und geruhig. Da sahen sie es aufs allerschnellste

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)