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16 Fuß hohen Wagen saß zwischen zwei Löwen auf einem vergüldeten Sessel der König selbst, in Gestalt des Sonnengottes, in fleischfarbigvermalten Atlas gekleidet, als ob er nackigt sei; güldene Strahlen hingen Ihro Majestät ums Angesicht, einen Loberrkranz trugen Dieselben im Haare, und einen güldenen Scepter senkten sie grüßend, als sie bei dero Gemahlin, dem übrigen fürstlichen Frauenzimmer und bei dem Judicir-Hause vorüberfuhren. Unter dem hohen Wagen gingen, von Teppichen verdeckt, die königlichen Musikanten, die mit ihren Instrumenten eine äußerst feine und liebliche Musik machten. Diesem Wagen folgte eine Jungfrau, in ihrer einen Hand trug sie ein Herz, darauf saß ein Täublein, in der andern Hand hielt sie eine große Perle. Dann kam des Königs Bruder, Herzog Ulrich von Schleswig (der Bischof von Schwerin), von St. Nicolai-Kirchhof herangezogen. Mit dem Siegeskranz im Haare stand er, zwischen zween gebundenen Heidenfürsten, als der große Alexander von Macedonien hinten auf einem Triumph-Wagen, den drei Schimmel mit Hirschköpfen und Geweihen zogen, welche ein Riese vorne lenkte. In der Mitte lag die Erdkugel unter Wehren und Waffen; Trompeten, Pauken und Trommeln darum herum; die vier Fahnen von Europa, Asia, Africa und America wehten von den Seiten hernieder. Dann folgte noch einiger lustiger Mummenschanz; Marquard von Pentz, der Segeberger Amtmann, kam als ein Bauer mit Pflug und Dudelsack; andere Herren, als Polacken, Moskoviter, Ungarn, Türken, Mohren u. s. w.

Sehr nachdenklich (und ebenfalls von des Königs Erfindung) war noch ein Aufzug auf fünf Wagen: allerhand Bilder und Figuren, auch lebendige Menschen in vielerlei Costum mit merkwürdigen Symbolen und Allegorien, welche allesammt ihre absonderliche Bedeutung gehabt haben und eine rührende

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)