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dem Wasserspiel, und alle Lehrlinge mußten sich ihm unterwerfen. Am Vorabend mußten sie in langen Bööten nach der nächsten Holzung rudern, und die Maien- oder Birkenzweige holen, aus denen die Ruthen gemacht wurden, mit welchen sie gestrichen werden sollten. Das war noch das Lustigste, was ihnen von dieser Ergötzlichkeit zu Theil wurde. Am andern Morgen führte man alle Lehrburschen unter Trommelschlag nach einem Garten vor dem Thore. Dabei war viel Kurzweil, zwei Principale, herrenmäßig gekleidet, waren die Anführer, andere fungirten als sogenannte Rechenmeister und besorgten die Bewirthung. Der Narr oder Hanswurst und seine Cumpane, ein als Bauertölpel gekleideter Gesell, und ein als Bauerweib maskirter Lehrling fehlten nicht; sie redeten in Reimen, foppten und neckten alle Welt und trieben grobkörnige Possen, zumal mit der Bergen’schen Einwohnerschaft, die neugierig dem Zuge zusah. Im Garten trieb man sich eine Weile herum, und kehrte in derselben Ordnung, mit Maienzweigen in den Händen, auf die größte der Schüttingsstuben zurück, wo um 12 Uhr ein Mahl gehalten wurde. Dann kam für die armen Neulinge die große Katastrophe. Der Narr und einige als Herren verkleidete Gesellen fingen zum Schein einen Streit an, worauf die neuen Lehrlinge befehligt wurden, ihn ins sogenannte Paradies zu bringen, einen Winkel oder Alkoven am Schüttingssaale, den man zuvor heimlich zur Marterkammer umgewandelt hatte. Gewöhnlich hatte man die Lehrburschen zuvor bei der Mahlzeit sich ziemlich berauschen lassen, so daß sie beim Eintritt ins Paradies ihre 24 überdies als Bauern vermummten Peiniger nicht erkennen konnten. Einer derselben redete die erstaunten Opferlämmer mit diesem alten Spruche an:

„Ehre sei Gott, ja, Ehre sei Gott,
Das rede ich wahrhaft und sonder Spott.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_250.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)