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Das „Waterspill“ war das zweite Spiel, eine Art Wasserprobe. Es ward jährlich nur einmal, am zweiten Mittwochen nach Pfingst-Sonntag, gehalten. Die Neulinge wurden zuvor Mittags gut bewirthet und um 3 Uhr in Kähnen aufs Meer gefahren, bis in die Gegend des Schlosses. Dann wurden sie entkleidet, ins Wasser geworfen und dreimal untergetaucht, wobei man sie übrigens an den Armen festhielt. Sodann wurden sie, noch im Wasser liegend, von den Gesellen mit Ruthen auf den bloßen Rücken gepeitscht, wobei es aber nicht gar hart zuging, indem Jeder der einzuweihenden Lehrlinge einen Secundanten hatte, der mit einem dickbelaubten Maienzweig sowohl die Schläge abwehrte als seine Blöße deckte. Wenn diese Lust gebüßt war, kleidete man sie wieder an, fuhr zurück und banquettirte Abends in den Schüttingen herrlich, wobei die Lehrburschen, wie gewöhnlich, ihre Principale und Gesellen bedienen mußten.

Früher scheint das Wasserspiel in andrer Weise, nämlich so abgehalten zu sein, daß die Lehrlinge von einem Felsen hinab in die See gestürzt wurden, worauf man sie an einem um ihren Leib befestigten Seile wieder in die Höhe wand, und noch zweimal diese „artige Kurzweil“ wiederholte.

Man erzählte aber unter den Hansen, es sei vor langen Jahren ein junges Frauenzimmer in Mannskleidern aufs Comtoir nach Bergen gekommen, aus Liebe zu einem hier angesessenen Gesellen, und habe geraume Zeit dort gelebt, bis es entdeckt und sie mit ihrem Sponsen fortgeschafft sei. Und weil nun nach den Gesetzen der Gesellschaft kein Frauenzimmer auf dem Comtoir und in dessen Höfen sich aufhalten dürfe, so sei zur wirksamen Abschreckung solcher weiblichen Eindringlinge das Wasserspiel erfunden.

Die dritte Probe war das Stupenspill oder die Stupe (Staupenschlag geben). Es fand statt am Sonntage nach

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)