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der Spaß so wenig ehrenvoll als vergnüglich vorkommen mochte. Der König aber fand die Spiele so ergötzlich, daß sogleich einer seiner Laquaien einem solchen sich unterziehen mußte. Der arme Mensch wurde dabei sehr übel zugerichtet, und da der König ihn zu einer zweiten Probe durch einen Rosenobel locken wollte, bat er demüthig um Schonung und vermaaß sich, lieber 100 Thaler einzubüßen, als solch Teufelsspiel nochmals zu probiren.

Außer einigen minder bekannt gewordenen, gab es hauptsächlich drei Arten dieser Spiele, welche hier beschrieben werden sollen, damit man die Furcht des königlichen Hof-Laquaien ermessen könne.

Das „Rookspill“ (Rauchspiel) war die erste, eine Art Feuer-Probe. An einem Feierabend um 10 Uhr holte unter Trommelschlag eine Procession von Gesellen, darunter einige als Bauern, alte Weiber und Narren verkleidet waren, allerlei Holzspäne, Haare, Lederstücke und Gerümpel; damit zogen sie in ihren Schütting, die große Halle jeder der in einzelnen Höfen zusammenwohnenden Abtheilungen der Gesellschaft. Dann wurde der Lehrling, dem’s galt, in einen Sack gesteckt und in den großen Schornstein des Schütting-Camins hinauf gewunden, während man das mitgebrachte Holzgerümpel, die Haare und das Leder unter ihm in Brand setzte. Diesen stinkenden Qualm und Rauch auszuhalten, war des Neulings erste Probe. Damit er aber recht viel Rauch in den Hals bekäme, mußte er, während er so hing, auf gewisse vorgelegte Fragen laut autworten und singen. Glaubte man ihn genügend durchräuchert, so nahm man ihn herab und begoß den wohlgeschmäuchten halb erstickten Burschen zur Abkühlung und Erfrischung mit sechs Tonnen Wasser. Bei diesem „lustigen Rookspill“ ist einmal Einer jämmerlich erstickt, weshalb der Hof, in dem es geschah, der Stadt Bergen eine jährliche Buße entrichten mußte.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)