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82. Hermann Rodenborg.
(Um 1586.)

Nachdem Hermann Rodenborg, des Bürgermeister Johann’s Sohn, in jungen Jahren dem Herzog Adolf von Holstein als Secretarius gedient hatte, wurde er Ao. 1577 in den Rath gekoren. Als einige Jahre darnach der Markgraf von Anspach sich nach Hamburg begab, wurde Herr Rodenborg mit dem Syudicus Dr. Michael Rheder vom Senate deputirt, um in dessen Namen Seine fürstliche Gnaden an der Grenze zu empfangen. Als nun auch der berühmte Herr Heinrich Rantzau, des Königs von Dänemark Statthalter in Holstein, ebendahin kam, um den Markgrafen von wegen seines Herrn zu begrüßen und zu geleiten, da hat Herr Rodenborg sich mit starken Worten dawider gelegt, und es schlechterdings in keiner Weise gestatten wollen, daß von Holsteinischer Seite irgend Jemand das Geleite auf Hamburger Gebiet thäte, geschweige denn mit in die Stadt käme. Und das that er nicht aus Laune oder Eigensinn, sondern zur Behauptung der Hamburger Hoheit, welche durch Herrn Rantzau’s Geleiten hätte angetastet erscheinen können, in einer Zeit, wo über unsere von den Holsteinern angefochtene Immedietät so viel gestritten wurde. Und darüber ist Herr Rodenborg mit dem Statthalter in Wortwechsel gerathen, erst nicht zu gelind, dann immer hitziger, und der Disput ist am Ende so weit gediehen, daß zwischen Worten und Werken nur eine schmale Grenzlinie geblieben; denn Herr Rantzau, sonst ein edler und großherziger Mann, hat zur Wehre gegriffen und blank gezogen. Als dies Herr Rodenborg gesehen, hat er auch sein Schwert gezogen und ist damit auf den Statthalter zugeritten. Da dieser nun vermerkt, daß ein Hamburger Rathsherr nicht so leicht sich einschüchtern läßt, zumal wenn er im vollen Rechte, der Herr

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)