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das Feuer dergestalt überhand, daß die fürstlichen Personen und Hofdamen nur mit genauester Noth baarfuß und nacket oder im blanken Hemde beim grausamen Winterfrost, über Wall und Graben hin, ihr Leben salviren konnten. Was dabei an fürstlichen Kleidungen und kostbaren Zierathen verbrannte, das ist nicht zu sagen. Und wäre der Stallbub’ nicht zufällig nüchtern gewesen, und hätt’ er nicht grade einen geladenen Musquetonner zur Hand gehabt, so wäre das ganze Schloß mit Mann und Maus schmählich zu Tode geschmäuchet, und ein schmerzlich Neujahr wäre über das Land aufgegangen.

Unter den jungen Hoffräuleins hat’s etliche schämerige gegeben, die sich anfangs gesträubt haben, so fast im Stande der Unschuld aus dem Schlosse zu weichen und unter die Mannsleute zu gehen. Aber die alte Herzogin hat zu ihnen gesagt: „dumm Tüg.“

„Beter is’t, naket up’t Ys to rennen,
Als hier in dat höllische Füür to verbrennen.“

Und damit ist denn die ganze Schaar der weißen Lämmlein, wie beschrieben, unter einem so erschrecklichen Zetergeschrei hinausgestürzet über den Hof u. s. w., daß die Mannsbilder entsetzt auseinander gestäubt sind.


81. Bestrafter Kornwucher.
(1571.)

„Unser täglich Brodt gieb uns heute,“ beten wir mit Recht, denn es wird uns oft schwer genug, gutes Brodt zu gewinnen, sonderlich wenn das liebe Korn mißrathen und dann leicht ein Gegenstand der Gewinnsucht einiger Speculanten ist, die grade durch die allgemeine Noth reich werden

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)