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einen Seite der Halle saß in einem Armsessel der König; sein Geheimer Rath Johann Rantzau stand neben ihm, die übrigen Räthe und Ritter aber standen dahinter. Auf der andern Seite saß auf einem Stuhle der worthaltende älteste Bürgermeister Dietrich Hohusen, ein hochbejahrter rüstiger Herr, schon 33 Jahre im Rathe und seit 21 Jahren Bürgermeister; und zu seinen beiden Seiten hatten die übrigen Bürgermeister und sämmtliche Rathmannen nebst den Secretarien ihren Platz, dahinter standen die 80 Bürger, je 20 nach ihren Kirchspielen. Und nachdem des Königs Canzler die Forderung wegen der Erbhuldigung gestellt und die Väter der Stadt vermahnt hatte, ihre Schuldigkeit zu bedenken und ihrer Lehnspflicht zu ihren Oberherren, dem Könige und seinen Brüdern, als Herzogen von Holstein, zu genügen, da erhub sich der alte Herr Hohusen, antwortete mit ebenso höflichen und gütlichen als ernsten und festen Worten, und zeigte, wie laut uralter Privilegien und Verträge die Stadt keine Holsteinische den Herzogen erbunterthänige Landstadt, sondern eine reichsunmittelbare sei, wie die Bürger die von den Vorfahren errungene Freiheit als ihr höchstes Gut würdig zu bewahren trachteten, und davon nicht lassen könnten, selbst wenn ihnen kein ausdrücklich Huldigungs-Verbot des Kaisers zur Seite stünde; eingedenk aber nicht nur der werthen Freundnachbarlichkeit, sondern auch der vielen von Seiner Majestät und dero glorreichen Vorfahren der Stadt erzeigten Gutthaten und Gnaden, eingedenk auch der den Herzogen hiesigerseits nicht in Abrede gestellten Schirmherrlichkeit, wollten Rath und Bürger mit Freuden königliche Majestät und dero durchlauchtige Herren Brüder als Herzoge von Holstein anerkennen und als der Stadt Schirmherren annehmen, als solchen ihnen auch treu und hold sein, woferne königliche Majestät dagegen die uralten Freiheiten, Privilegia und Gerechtigkeiten der Stadt anerkenne und ihre Aufrechthaltung

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)