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schreckliche Ende des jungen schönen Hauptmanns. Auf St. Catharinen-Kirchhof stand schon Pater Stephan, der ertheilte ihm hier vor allem Volk, das betend niederfiel, die Absolution und reichte ihm das Sacrament der Versöhnung. Und als Kniphoff sich vom Knien erhub und weiter schritt, sprach er Allen vernehmbar: „Herr Jesu Christe, der du dein Blut auch für mich vergossen, erbarme dich meiner und sei mir gnädig!“

Dann ging’s zum Brookthore hinaus, und am Strande der Elbe, auf der Stelle, wo 123 Jahre früher Claus Störtebeker und seine Gesellen denselben Tod erlitten, kniete Kniphoff nieder und empfing mit gefalteten Händen den Schwertstreich, der sein Haupt vom Rumpfe, und seine Seele von der Erde schied.

Eine Stunde später wurden 16 seiner Gefährten in derselben Weise hingerichtet. Und am 10. November empfingen noch 46 ihr Urtheil, das lautete auch auf den Hals; da wurden sie wild und zornig und schalten überlaut auf Rath und Bürgerschaft; es half ihnen aber nichts, denn am Montage nach Martini wurden sie enthauptet. Am 24. November wurden 26, und am 4. December noch 20 Gefangene vom Gerichte freigesprochen, die hatten bewiesen, daß Kniphoff sie zum Dienste gezwungen. Am 13. December aber wurden wieder acht Freibeuter, darunter der Edelmann Simon Gans und im Januar 1526 noch ihrer vier zum Tode verurtheilt, und bald darauf hingerichtet.

Endlich wurden noch zur ebengenannten Zeit die letzten drei von Kniphoff’s Gesellen freigesprochen, also daß, ihn selbst eingeschlossen, im Ganzen 75 enthauptet, die Uebrigen aber frei erkannt und losgelassen worden sind. Mit selbigem Richtschwerte aber, welches Kniphoff und seine Gesellen vom Leben zum Tode gebracht hat, ist kein Mensch mehr gerichtet

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)