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liegenden Karthaunen den Kraffel in den Grund zu schießen; aber noch ehe sie gerichtet hatten, kamen ihnen die Hamburger schon ungestüm über den Hals, denn während ihrer die Meisten auf dem Deck gegen den Feind sieghaft kämpften, waren Andere auf Ditmar’s Befehl gleich hinunter gestiegen, um den Sieg auch hier zu sichern.

Das war ein mörderischer Streit! Wüstes Toben, Kampfgeschrei und Commando-Rufen; unter den Tritten der Männer erbebte das Schiff, hieher, dorthin wälzten sich die Haufen der Kämpfenden; die Schwerter saus’ten und trafen krachend ihr Ziel, das Blut floß in Strömen. Leichen bedeckten den Boden. Von beiden Seiten wurde mit höchster Kraft und Tapferkeit gestritten. Unter Kniphoff’s Leuten waren viel wilde Gesellen, die schon, ehe sie in seinen Dienst getreten, manch böse That ausgesessen; landflüchtige Friedensbrecher, Geächtete und Verfestete. Die wußten jetzt wohl, woran sie waren. Ergeben mochten sie sich nicht, denn hinter schimpflicher Gefangenschaft dräute das Gericht und das Schwert des Henkers! Darum verkauften sie jede Wunde so theuer als sie konnten, damit ihr Tod in Wehr und Waffen, eines wilden Lebens blutiges Ende, mindestens nicht ungerächt bleibe.

Aber die Hamburger fochten wie die Helden, ihrer großen Vorfahren würdige Söhne! Im Angriff so kühn als besonnen, im Kampfe fest und stark, keinen Schritt zurück, – vorwärts dringend oder todt wieder sinkend. Nicht nur die wohlbewehrten eigentlichen Kriegsleute (von denen ein Theil in der Stadt Sold und Diensten stand, ein anderer aber Freiwillige oder für diesen Zug Geworbene waren), sondern auch die Hamburger Bootsleute, so viel ihrer entbehrlich, waren auf die Gallion gekommen, und grade diese richteten mit ihren kurzen Handbeilen, die sie gebrauchten wie unsere Vorfahren ihre Streitäxte, ein furchtbares Blutbad an; wen die Bootsleute

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)