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Noch selbigen Tages, am 6. October, legten sich die Hamburger Schiffe so nahe an Kniphoff’s Schiffe, daß sie sich einander wohl sehen, aber mit Geschützen nicht bestreichen konnten.


VI. Wie Kniphoff sich zum Kampfe rüstete.

Als nun Claus Kniphoff die Hamburger Schiffe gewahrte, da rief er sein Volk zusammen, um zu berathen, ob es thunlich sei, davon zu fahren und dem Kampf auszuweichen. Als er sich mit seinem Volke so besprach, da antwortete dasselbe: er möchte nur liegen bleiben und die Hamburger Landratzen nur herankommen lassen, sie wollten ihrer wohl mächtig werden; die Hamburger wären doch nur Apfelschützen, dererwegen sie unverzagt seien; wenn sie den Streit nicht annähmen, so würde die Kunde vor Fürsten und Herren kommen, daß sie vor Apfelschützen geflohen wären; solche Schande könnten und möchten sie nicht leiden; sie wollten sich wehren mit Macht, – übrigens würden sie die kleinen Hamburger Kraffeln und Bojer mit den Karthaunen und Serpentinen der Gallion leichtlich in den Grund schießen.

Als nun Kniphoff diese mannhafte Antwort seines Volks vernahm, wurde er froh und sprach: „Hei frisch, ihr lieben Gesellen, wir wollen Preis und Ehre gewinnen. Da liegen güldene Berge, die sollen unser sein. Jeder Büchsenschütz und Constabler lade und schieße aber Büchse und Geschütz nur auf die Kraffeln ab, und nicht auf die Bojer, bei Leib und Gut! damit wir unser Kraut und Loth nicht unnütz verschießen.“ Daß er somit verbot, auf die Bojer zu schießen, das hat ihm nachmals großen Schaden gebracht. So mag der Mensch, wenn Gott im Himmel einmal seinen Untergang beschlossen hat, es anfangen, wie er will, und noch so klug

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)