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einen gefangenen Hamburger Steuermann, der mußte sie dahin führen. Um seinen Hals zu retten, versprach der Hamburger, was von ihm gefordert wurde, sofern er selbst nur richtigen Bescheid wüßte. Denn er war ein Schalk und ließ die Schiffe nahe der Osterems auf den sogenannten Hamburger Sand laufen. Da wollten die Bootsleute den Steuermann über Bord werfen. Aber Kniphoff schützte ihn, weil er zuvor gesagt, er sei des Fahrwassers nicht kundig genug. Er spielte gewagtes Spiel, denn wenn Kniphoff geargwohnt hätte, daß er die Schiffe vorsätzlich auslaufen lassen, damit die Hamburger davon Nachricht erhielten, um sie allda zu bestricken und zu fangen, – dann war sein Kopf geliefert. Mit Verlust eines Mastes kamen die Schiffe wieder ab vom Sande und in die Osterems bei Gretsyl, wo sie ankerten.

Als nun die Hamburger nach der Insel Neuwerk kamen, wurde ihnen dort die Zeitung bestätigt, daß Kniphoff in der Osterems läge, wo er sich nur ein wenig stärken wolle, um Norwegen zu bezwingen. Da setzten sie noch mehr Segel bei und kamen am 6. October in den Meeresarm, den man die Grete nennt, bei Gretsyl.

Da warfen sie vorerst Anker, und die Schiffs-Patrone und Hauptleute kamen zusammen, um Kriegsrath zu halten, wie Kniphoff am besten anzugreifen sei. Und weil Jeder der tapfern Männer die Ehre des schwersten Kampfes für sich begehrte, so warfen sie das Loos darüber, wer die Gallion angreifen und erstürmen sollte. Und Ditmar Kohl traf’s, der sollte mit seinem Kraffel dem riesigen Hauptschiff der Feinde an Bord legen, um es zu entern, und Simon Parseval, der Admiral, und die zwei kleinen Bojer sollten ihm zur Hülfe bereit bleiben, während Claus Hasse den „fliegenden Geist“ und Dirk von Minden den „Bartum“ angreifen und nehmen sollten.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)