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Niederländern aber wurde aller Verkehr mit Kniphoff verboten; auch die Herren von Amsterdam schickten ihm Botschaft, daß er ihre Gewässer schleunigst meiden müsse, da sie mit den Hansestädten im Frieden lebten und ferner in Freundschaft zu leben gedächten. Zugleich wurde es in ganz Holland scharf untersagt, Kniphoff’s Beute, wo sie etwa zu Markte käme, zu kaufen.

Da nun die Freibeuter in den Niederländischen Gewässern kein Heil mehr zu erwarten hatten, gingen sie in die offne Nordsee, wo sie fortfuhren, ohne Rücksicht und Schonung ihr Gewerbe zu treiben. Auf der sogenannten Trade, einem Fahrwasser zwischen Jütland und Norwegen, stießen sie auf eine Flotte Dänischer Handelsschiffe, und gedachten sie zu nehmen. Aber die Dänen waren für solchen Fall wohlgerüstet mit Geschützen, Pulver und Blei, und verstanden damit so trefflich umzugehen, daß Kniphoff’s Gesellen Gott danken mußten, als sie mit leidlich heiler Haut davongekommen waren. – Darnach landeten sie auf der kleinen Norwegischen Insel Fleckeroe (bei Mandal) und an andern Küstenorten dieses Reiches, wo sie nicht nur die Hansischen Kaufmannsgüter raubten, sondern auch die friedlichen Landesbewohner überfielen und überall plünderten und schlimmen Frevel übten gegen Geistliche, Bürger und Bauern.

Kühn gemacht durch das bisherige Glück, faßte Kniphoff nun den Anschlag, nach dem Beispiel der Vitalianer die Stadt Bergen zu nehmen. Bergen, Norwegens reichste und mächtigste Stadt, worin damals 36 Kirchen, Klöster und Stiftungen bestanden, hatte in seinen Augen noch den Vorzug, daß hier die berühmte Factorei der Hansestädte (das sogenannte Hansische Comtoir) blühte, in deren Gewölben er außer reichen Waarenvorräthen auch große Schätze baaren Geldes zu finden hoffte. Er würde also durch einen siegreichen Angriff auf

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)