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Knecht diese verfluchte Hand den Kindern zu ihrem gerechten Staunen und Grausen gezeigt, und dann wurden sie dabei scharf vermahnt, wie billig, zu Gehorsam und Elternliebe; und zur festeren Einprägung solcher nützlichen Lehre theilte der Küsterknecht dann wohl rechts und links mit der verdorrten Hand Ohrfeigen aus, daß die Kinder erschrocken und schreiend von dannen liefen.

Und der Domherr Dr. Meyer, der letzte Canonicus des tausendjährigen Stiftes, der im Jahre 1844 gestorben ist, der hat die Hand noch gesehen. Wo sie aber später geblieben ist, das weiß man nicht. Vielleicht wär’s gut, wenn sie noch jetzt vorhanden wäre und alljährlich einmal den Kindern eine kleine Lection ertheilen könnte.


65. Vom Cardinal Raymundus. Auch vom Hamburger Biere.
(1503.)

Zur Zeit, da der Pabst den Cardinal Raymundus als Legaten nach Deutschland geschickt, um allerlei Streitigkeiten zwischen Clerisei und Weltlichkeit zu schlichten, kam derselbe auch nach Hamburg. Die ganze Geistlichkeit, das Dom-Capitul mit Probst und Dechant an der Spitze, auch alle Mönche und Weltpriester gingen ihm in weißen Chor-Röcken mit Kreuzen und Fahnen entgegen. Rath und Bürgerschaft empfingen ihn am Thore und geleiteten ihn nach der Domkirche, woselbst er auf dem hohen Chor am Altare niederkniete und seine Andacht verrichtete, und sodann in seine Herberge in der Cantorei am Berge, wo nachmals der Dechant gewohnt. Am folgenden Sonntag war feierliche Procession; nach dem Gottesdienste betrat der Cardinal ein hohes Gerüste auf dem Doms-Kirchhofe,

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)